Buch 2 (1990)

buecher_cover_02Außenstehende belächeln oft das wilde Treiben, das sich allwöchentlich mittwochs auf irgendeinem Bolzplatz Marburgs abspielt. Besonders bei extremen Witterungsverhältnissen sagen sie sich: »Das muss ein Haufen Verrückter sein, der da hinter dem runden Ding hertollt.«

Tja, da haben sie wahrscheinlich nicht ganz Unrecht. Fussballprofis werden immerhin dafür bezahlt, sich bei jedem Sauwetter abzuquälen. Was ist aber bei Verliertnix der Beweggrund? Es könnte vielleicht eine masochistische Veranlagung sein. Fußballspielen bei glühender Hitze, bei klirrender Kälte (es sollen einmal -20° gemessen worden sein), bei strömendem Regen, im Matsch, im Schnee und auf Eis lassen eine solche Vermutung leicht aufkommen.

buecher_bilder04_gDoch warum dann das Auftreten in der Gruppe? Ein Masochist hätte gewiss mehr Freude an der Gegenwart eines Sadisten als an einem Haufen Gleichgesinnter. Aber welche geheimnisvolle Macht treibt die Vertreter der Spezies Verliertnix an, immer und immer wieder mittwochs zusammen zu kommen? Ist es ein angeborener Urinstinkt, vergleichbar dem der Lachse, sich in regelmässigen Abständen am Geburtsort zu sammeln? Auch dies wäre möglich. Gibt es doch einige Exemplare, die werder Zeit noch Mühe scheuen, von weit her zu Turnieren oder sogar nur zum normalen Spielbetrieb an zu reisen. Aber wenn dem so wäre, müsste ja jeder Mensch ein Verliertnix sein. Dass dies nicht so ist, sieht man allein an der Auflagengröße dieser kleinen Festschrift. Vielleicht könnte der Name dieses erlesenen Grüppchens Aufschluss über die Motive geben: »Verliertnix!« Werden hier die Frustrationen des normalen Alltags abreagiert, geht es nur ums Gewinnen mit allen Mitteln?

buecher_bilder05_g»Nicht auf die Knochen« lautet eine der obersten Maximen. Ein Verliertnix verliert zwar nicht gern (sonst wäre er eventuell doch ein Masochist), er erkennt jedoch die gegnerische Leistung in den seltenen Fällen an, wenn es denn wirklich mal passiert.

buecher_bilder06_gNein, nein! Alles bisher genannte ist nur der Ausdruck des wahren Grundes: Es ist die Liebe zum Fußballspiel an sich, der Spaß am Kicken unter freiem Himmel, gepaart mit einer gewissen Portion Verrückheit. Kein Wunder, dass man sich trotz unterschiedlicher Charaktere und Berufe nicht nur auf dem Fußballplatz prima versteht

VERLIERTNIX FOREVER!

Gerhard Schmidt